Room of Memories

TÖ: Welches Konzept liegt dem „Room of Memories“ zugrunde und welche Zielgruppen möchten Sie damit ansprechen?

BW: Im „Room of Memories“ sollen sich die Besucher*innen aktiv mit der Tübinger NS-Vergangenheit auseinandersetzen. Sie sollen miteinander ins Gespräch kommen und dabei eigene Entscheidungen treffen. Dadurch stellen die Besucher*innen Gegenwartsbezüge her und reflektieren über die Bedeutung der nationalsozialistischen Vergangenheit für die eigene Person.

Diese Auseinandersetzung wird mit spielerischen Mitteln erreicht und setzt kein Spezialwissen voraus. Der „Room of Memories“ spricht verschiedene Sinne an. Die Besucher*innen können historische Objekte in die Hand nehmen. Ein Zauberspiegel vermittelt die historischen Inhalte spielerisch über Audios, Videos und Texte und regt Gespräche zwischen den Besucher*innen an. Dabei können die Besucher*innen in der Gruppe voneinander lernen.

Der „Room of Memories“ soll insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene ansprechen, die an einem traditionellen Ausstellungsraum (Objekte in Vitrinen, Texttafeln, Audio- und Videostationen) kein Interesse haben.

TÖ: Warum war Ihnen Einfache Sprache bei diesem Projekt wichtig?

BW: Die leichte Verständlichkeit der Audio-Texte war für das Projekt von zentraler Bedeutung. Der Raum sollte auch mit minimalen Vorkenntnissen funktionieren und leicht zugänglich sein. Die Einfache Sprache war ein hilfreiches Werkzeug um die Verständlichkeit der Texte für die Zielgruppe zu verbessern.

TÖ: Wie kommt das Spiel beim Publikum an?

BW: Der „Room of Memories“ wird sehr gut angenommen. Im Monat nach der Eröffnung haben sich über 100 Personen an einer schriftlichen Befragung beteiligt. Die Rückmeldungen waren durchweg sehr positiv. Auch die zahlreichen Rückmeldungen im Gästebuch und gegenüber den Aufsichten sind sehr positiv. Gelobt wird insbesondere die intensive und sehr persönliche Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, die das Spiel ermöglicht. Außerdem wird positiv hervorgehoben, dass das Spiel auch für Menschen ohne Vorkenntnisse verständlich und interessant ist.

TÖ: Gab es Rückmeldungen zur Verständlichkeit? Wenn ja, welche?

BW: Von einigen Besucher*innen wurde kritisiert, dass es kein englischsprachige Version des Spiels gibt. Diese ist für die Zukunft geplant. Abgesehen davon sind die Rückmeldungen zur Verständlichkeit ausschließlich positiv.

Vor der Eröffnung haben wir das Spiel über mehrere Monate sehr intensiv mit der Zielgruppe getestet. Bei diesen Testläufen haben wir insbesondere nach der Verständlichkeit gefragt und sehr viele Verbesserungsvorschläge bekommen und diese eingearbeitet.

TÖ: Planen Sie darüber hinaus weitere Projekte, bei denen Einfache Sprache eine Rolle spielt?

BW: Grundsätzlich ist die leichte Verständlichkeit ein zentrales Ziel aller Ausstellungsprojekte des Museums. Wir prüfen bei jedem Projekt, ob eine durchgehende Verwendung Einfacher Sprache möglich, bzw. sinnvoll ist. Für manche Sonderausstellungen könnten auch zwei verschiedene Textversionen eine Option sein.

Aktuell wird die gesamte Dauerausstellung neu konzipiert. Auch hier setzen wir auf eine Wissensvermittlung über möglichst verschiedene Sinne und planen bei den Texten eine möglichst weitgehende Verwendung Einfacher Sprache.

Stadtmuseum Tübingen, Dr. Bruno Wiedermann, 02.09.2022

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